"SEPHORA KIDS": WELCHE GESICHTSPFLEGE BRAUCHEN KINDER WIRKLICH?

Skincare hat nicht nur kosmetische Zwecke. Sie gibt einem das Gefühl von Selbstfürsorge, gilt als Wellness-Akt. Das führt u.a. dazu, dass um Cremetiegel und Seren Hypes entstehen. Das Problem: Auf Social Media erreicht die Skincare-Bubble inzwischen auch eine sehr junge Zielgruppe: Kinder. Sie greifen inzwischen in Drogerien, Parfümerien und Apotheken oft zu Produkten, die (noch) gar nicht für ihre Haut bestimmt sind. 

Das Phänomen hat jetzt auch einen Namen: „Sephora Kids“. Und beschreibt Acht- bis Zwölfjährige, die Anti-Falten-Produkte kaufen und damit auf TikTok & Co. Produkttests, Hauls und Tutorials posten. Wie das ZDF berichtet, schlagen Hautärzte und Hautärztinnen Alarm.

Laut eines Berichts der Tagesschau hat eine schwedische Apothekenkette deshalb eine Altersbeschränkung für Anti-Aging-Pflege eingeführt: keine Abgabe der Produkte mehr an Kinder unter 15 Jahren.

Aber welche Folge hat es für die Hautbeschaffenheit, wenn Kinder Produkte nutzen, die für reifere Haut bestimmt sind? Wie genau unterscheiden sich ihre Pflegebedürfnisse von denen der Erwachsenen, was sind die Folgen von Anti-Aging-Konsum im jungen Alter? Eine Expertin klärt auf:

Laut Expertin: Das sind die Folgen des Beauty-Trends „Sephora Kids“ 

Als Direktorin der Klinik für Dermatologie und Allergologie Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden, Mitglied der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) und 3. Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Ästhetische Dermatologie und Kosmetologie (ADK) der DDG weiß Professor Dr. med. Christiane Bayerl genau, welche Inhaltsstoffe bei Kindern unerwünschte Reaktionen hervorrufen können. Ihre Einschätzung zum „Sephora Kids“-Trend:

In der Regel reagieren Kinder empfindlicher auf Wirkstoffe in der Hautpflege. Grund dafür ist, dass ihre Hautoberfläche im Verhältnis zum Körpervolumen größer ist. „Das muss man unter anderem bei Urea, also synthetischem Harnstoff, besonders beachten“, so Bayerl. „Dieser Stoff wird als Feuchthaltefaktor beispielsweise in Körperlotionen eingesetzt. Bei Kindern darf die Konzentration nicht höher als vier Prozent sein, bei Erwachsenen sind zehn Prozent üblich.“

Neben Urea rät sie bei Kindern auch von Salizyl- und Fruchtsäuren ab, die für gewöhnlich als chemische AHA- und BHA-Peelings in den Hautpflegeregalen stehen. „Sie sind völlig unnötig für Kinder, erst bei Akne in der Pubertät könnte man darüber nachdenken.“ Gleiches gelte für Vitamin-A-Derivate in Verbindung mit Sonnenschutz. Bei höheren Konzentrationen können Glykol- und Fruchtsäuren, wie auch Vitamin C, zudem brennen und Reizungen auslösen.

Einen besonderen Fall stellt Neurodermitis dar: Kinder mit einer Neigung dazu sollten laut Bayerl auf Korbblütler, Aromastoffe, Propolis (Bienenharz) und Nahrungsmittelinhaltsstoffe in Cremes verzichten. „Auf der gestörten Hautbarriere entwickeln sich Allergien schneller. Die bleiben im Zweifel ein Leben lang.“

Anti Aging trifft Kinderhaut – was passiert?

Dramatisch schädlich sei der Konsum aus dermatologischer Sicht aber nicht: „Bestenfalls können Irritationen bei Inhaltsstoffen auftreten, die die Hornschuppen lösen. Das sorgt bei Erwachsenen für den Glow, besonders reichhaltige Anti-Aging-Rezepturen können im Vor-Akne-Alter jedoch Pickel auslösen“, erklärt die Expertin.

Die optimale Skincare-Routine für junge Haut

Was tut Kinderhaut also wirklich gut? Wie auch bei der Erwachsenen-Skincare gilt: Es kommt darauf an. „Prinzipiell ist keine Routine nötig, eine Reinigung mit Syndets (Gesichtsreinigung mit waschaktiven Substanzen, Anm. d. Red.) aber ist sinnvoll.“ Sollte die Haut zu Trockenheit neigen, kann auch über lipid- und feuchtigkeitshaltige Pflege nachgedacht werden.

„Damit im Winter keine Einrisse auftreten, sollten Kinder die Ohrläppchen- und Lippenregion gut pflegen, gegebenenfalls auch zu Handcreme greifen.“ Aber das ist laut Bayerl kein Muss: „Spannt die Haut nicht, muss schlichtweg gar nichts aufgetragen werden.“

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